Brauchen Menschen Spiritualität?

Nach jahrelanger Arbeit am Gebäude – Dach, Fenster, Putz, Fußboden, Empore, Stühle, Elektrik, Farbe, Lichtarchitektur… – und einer 6-jährigen konzeptionellen Vorbereitung wurde am Sonntag, 13. September, in der Kirche zu Isseroda die Audioklanginstallation „alltäglich“ eröffnet. Falk Zenker (Kapellendorf) hat aus Tönen, die Konfirmanden im Dorf gesammelt haben, Klänge moduliert, die über 6 Lautsprechern aus luftiger Höhe das offene Kirchenschiff füllen.

Eine Klanginstallation lädt zum Hören ein. Hören ist Konzentration, Achtsamkeit und sich öffnen. Hören kommt nicht vom Lärm. Die Stimme, die berührt, kommt nicht durch den erhobene Zeigefinger („Pst!“), sie kommt auch nicht aus einem ‚Lautgewitter’. In der Bibel wird sie einmal „die Stimme eines verschwebenden Schweigens“ genannt. Resonanzraum ist die Kirche.
In der Vergangenheit war die Kirche das spirituelle Lebenszentrum der Menschen des Dorfes. Das ist heute und hier anders. Nur selten und von man¬chen gar nicht wird die Kirche aufgesucht. Brauchen Menschen heilige Orte? Wo hat Spiritualität im Alltag seinen Ort?
Um der Frage auf die Spur zu kommen, haben Konfirmanden mit einem Mikrofon über ein Jahr Klänge des Alltags in Isseroda aufgenom¬men: Stimmen der Menschen in unterschiedlichsten alltäglichen Situationen, bei ihrer Arbeit, bei ihren sozialen Kontakten, in ihrer Ein- und Gemeinsamkeit, Geräusche der Natur und der Arbeit.
Der Klangkünstler Falk Zenker bearbeitete diese Geräusche und gestaltete daraus eine Klanginstallation in der Kirche, die diesem Raum gerecht zu werden versucht, einen Raum des Hörens schafft und gleichzeitig die Frage nach seinem Sinn stellt.
Es könnte klingen, als ob sie aus dem Unterbewusstsein und der Erinnerung zu Tage treten oder dahinein verschwinden; ganz vereinzelt, Stille und Aufmerksamkeit erzeugend; vielleicht auch plötzlich dicht und pulsierend, aber immer Raum gebend; sich vorsichtig in den Raum einfügend, mit ihm sprechend, ihn umschreibend, ihn klingen lassend; irritierend, verwundernd und fragend; durch die dünnen Fensterscheiben mit dem Alltag draußen kommunizierend, ihn hereinholend und wieder vertreibend...

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